

Ausgabe
01/2025
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute starten wir mit „Selfi“, unserem neuen landesweiten Newsletter zur Selbsthilfe in Rheinland-Pfalz. „Selfi“ erscheint viermal jährlich. Wir bedanken uns bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland - Die Gesundheitskasse für die Unterstützung dieses Projekts.
In „Selfi“ lernen Sie die Menschen kennen, die sich in Selbsthilfegruppen engagieren. Sie erfahren mehr über unsere Arbeit in den Selbsthilfekontaktstellen. Selbsthilfegruppen sind ein wichtiges Hilfsangebot und ergänzen Therapien sowie ärztliche Behandlungen.
In der ersten Ausgabe erzählt Kerstin Kemmer, wie sie vom starken Übergewicht zur Selbsthilfe fand. Staatssekretärin Nicole Steingaß beantwortet fünf Fragen und Psychologin Dr. Susanne Relke erklärt, warum sie Selbsthilfegruppen sogar für ein Wundermittel hält. Außerdem informieren wir über Veranstaltungen, Rückblicke und neue Gruppen, die sich in Rheinland-Pfalz zu verschiedenen Themen gründen.
Viel Freude beim Lesen.
Herzliche Grüße

Andreas Schleimer
Sprecher der
Selbsthilfe Rheinland-Pfalz

Elfi-Gül Hollweck
Co-Sprecherin der
Selbsthilfe Rheinland-Pfalz

Portrait einer Gruppe:
Selbsthilfe bei Übergewicht
Kerstin Kemmer kämpft seit ihrer Kindheit gegen Adipositas und hat trotz zahlreicher Rückschläge 50 Kilogramm abgenommen. Heute leitet sie eine Selbsthilfegruppe und setzt sich dafür ein, dass Adipositas als Krankheit akzeptiert wird.
Wenn man im Internet nach „Adipositas" sucht, stößt man auf folgende Definition: Adipositas steht für starkes Übergewicht, eine übermäßige Vermehrung des Körperfetts, die umgangssprachlich auch als Fettleibigkeit bezeichnet wird. Ein Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 29,9 gilt als Übergewicht, ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas.
Der BMI ist eine Berechnungsformel, die Größe, Gewicht und Geschlecht berücksichtigt, um zu bestimmen, ob man normalgewichtig, untergewichtig oder übergewichtig ist.
“Ich war schon ein dickes Kind”
Kerstin Kemmer weiß nur zu gut, was es bedeutet, adipös zu sein. Die 41-Jährige erzählt: „Ich war schon ein dickes Kind. “ Auf alten Fotos stach sie neben den anderen Kindern hervor. Als sie gerade erst in die Schule gekommen war, schleppte ihre Mutter sie zum ersten Mal zu einer Ernährungsberatung der Krankenkasse.
In einem Ernährungstagebuch notierte sie, was sie tagsüber aß. In vielerlei Hinsicht sei dies quälend gewesen, erinnert Kerstin Kemmer sich, zum einen, weil sie als Erstklässlerin noch nicht gut schreiben konnte. Noch schwerwiegender sei jedoch gewesen, dass man ihr ständig sagte, was sie nicht und wie viel essen durfte. Wenn sie dann doch verbotene Lebensmittel und zu viel aß, habe sie ein schlechtes Gewissen geplagt.
Kerstin Kemmer wurde älter und das Thema Gewicht und viele Kilos zu viel blieben. Im Jugendalter drängte es sich wieder in den Vordergrund. Der Teenager wollte schicke Kleider tragen und attraktiv für Jungs sein. Sie erinnert sich: „Damals begann ich mit Diäten und versuchte, mein Gewicht selbst zu reduzieren.“ Ihr Hausarzt bot ihr an, sie zu unterstützen. Sie lehnte das gut gemeinte Angebot erst einmal ab.
Unzählige Diäten später
Einige Jahre und unzählige Diäten später wünschte sich Kerstin Kemmer Kinder. Das starke Übergewicht führte dazu, dass sie einen unregelmäßigen Zyklus hatte, die Chancen auf eine Schwangerschaft sanken. Die junge Frau schloss sich einer Gruppe an, die sich über Ernährung beraten ließ. Ihre Patentante, eine Ärztin, unterstützte sie dabei. Die Patentante bot ihr auch an, sie bei einer bei adipösen Menschen häufig durchgeführten Operation, die jedoch mittlerweile wegen vieler Komplikationen nicht mehr gemacht wird, zu unterstützen: dem Setzen eines Magenbands. Das war ihr zu riskant.
Später machte Kerstin Kemmer eine psychosomatische Reha, „in der es wieder viel um Ernährung ging“. Doch sie nahm nicht wesentlich ab. Mittlerweile hatte sie Strategien entwickelt, um sich vor Blicken und verletzenden Kommentaren zu schützen. „Ich versuchte oft, meine Adipositas mit einem fröhlichen Lachen zu überspielen und zu behaupten, es ginge mir gut“, sagt sie. Doch in ihr sah es anders aus. Es war schwer, schöne Kleider zu finden. Im Flugzeug brauchte sie eine Gurtverlängerung, im Fitnessstudio musste sie darauf achten, ob die Geräte für ihr Gewicht geeignet waren.
Sie wagt einen Neuanfang
Sie wollte neu anfangen, zog mit ihrem Mann vom Süden Deutschlands nach Wittlich, etwa 40 Kilometer von Trier entfernt. Im Internet stieß sie auf das Adipositaszentrum in Trier und informierte sich über eine mögliche Operation.
„Eine dieser Voraussetzungen war der Besuch einer Selbsthilfegruppe“, sagt Kemmer. Über einen Zeitungsartikel wurde sie auf eine Selbsthilfegruppe in ihrer Nähe aufmerksam und nahm an den Treffen teil.
Es ist nun sieben Jahre her, dass die junge Frau einen sogenannten Schlauchmagen erhielt. Bei einem Schlauch-magen würden 80 Prozent des Magens entfernt, erklärt Kemmer, sodass eine bananenförmige Struktur übrigbleibe. Man müsse lebenslang auf die Ernährung achten, herausfinden, welche Lebensmittel nach der OP noch verträglich seien.
Vor der Operation wog sie 174 Kilogramm, nach der Operation fast 50 Kilogramm weniger.
Neben den verlorenen Kilos war es ihr wichtig, sich weiter mit Menschen auszutauschen, die auch adipös sind oder waren.
So wichtig ist die Selbsthilfegruppe
Die damalige Leiterin einer Selbsthilfegruppe, die Kerstin Kemmer besuchte, brauchte eine zweite Person, die sich engagierte. Kemmer wurde ihre Stellvertreterin, während der Pandemie übernahm sie dann die Leitung der Selbsthilfegruppe.
Kemmer fand in der Selbsthilfegruppe einen Raum, in dem sie vertrauensvoll sagen konnte, was sie bewegt und viele Freunde. Darunter eine junge Frau, die eine ähnliche Biografie wie sie und ebenfalls einen Kinderwunsch hatte. „Sie war ein Jahr vor mir operiert worden, und wir konnten uns gut austauschen.“
Die Selbsthilfegruppe organisierte auch Ausflüge in einen Escape Room, ein Sommerfest oder machte gemeinsame Spaziergänge, um in Bewegung zu bleiben.
Heute leitet sie eine Selbsthilfegruppe in Wittlich.
„Wir sind eng mit der Gruppe in Bernkastel verbunden und bieten alle drei Wochen sowohl Präsenz- als auch Online-Treffen an“, sagt sie.
Kerstin Kemmers großer Wunsch
Sie hat einen großen Wunsch: „Dass Adipositas als Krankheit akzeptiert wird und Betroffene nicht abgestempelt werden!“ Und dass es mehr Angebote wie den Rehasport für adipöse Menschen in Wittlich gibt. Sie sagt, der Kampf gegen Adipositas sei ein lebenslanger Kampf. Obwohl sie 50 Kilogramm abgenommen habe, habe sie immer noch einen BMI von über 45 und werde wohl nie schlank sein. „Mein Ziel war es auch nie, schlank zu sein, sondern gesünder zu leben und mehr Möglichkeiten zu haben.“ Dabei hilft ihr die Selbsthilfegruppe.
Sie möchten Kontakt zur Selbsthilfegruppe Adipositas Wittlich aufnehmen?

Kerstin Kemmer, Leiterin der Selbsthilfegruppe Adipositas Wittlich, an einem Infostand der Gruppe. Foto: privat
Kerstin Kemmer, Leiterin der Selbsthilfegruppe Adipositas Wittlich, an einem Infostand der Gruppe. Foto: privat

38. Rheinland-Pfalz-Tag
in Neustadt an der Weinstraße
Neustadt an der Weinstraße, "Selbsthilfemeile" vom
23. bis 25. Mai 2025
Vom 23. bis 25. Mai findet im Beratungsgebiet der KISS Pfalz in Neustadt an der Weinstraße der Rheinland-Pfalz-Tag 2025 statt – inklusive Selbsthilfemeile. Die KISS Pfalz kümmert sich um die Organisation und Durchführung dieser besonderen Meile. Auch in diesem Jahr werden viele Gruppen und Organisationen ihr Angebot und ihre Arbeit vorstellen, so dass Besucher*innen sich rund um das Thema Selbsthilfe und Gesundheit informieren können.


News aus der Selbsthilfe

Projekt „In-Gang-Setzer©“



Mit Vortrag der Pflege-Selbsthilfe, einem Achtsamkeitsworkshop und Infoständen am 30. Mai 2025, von 14 bis 18 Uhr, im Bürgerhaus in Miehlen.
Infotag: Hilfe zur Selbsthilfe für pflegende Angehörige


Die beiden Sozialpädagoginnen Sibylle Schark und Jutta Leonhardt sind wieder mit dem Selbsthilfe-Bus on Tour.
Der Selbsthilfe-Bus geht 2025 wieder auf Tour!
Mit unserem Selbsthilfebus sind wir auch 2025 wieder in Ihrer Region unterwegs - in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen und über die vielen Möglichkeiten, die Selbsthilfe bietet, informieren.
Wir das sind die beiden Sozialpädagoginnen Jutta Leonhardt und Sibylle Schark. Sie leiten die Tour vor Ort und freuen sich auf Gespräche mit Ihnen.
Sie haben Fragen? Sie wollen, dass unser Selbsthilfebus auch Station bei Ihnen macht? Dann sprechen Sie uns gerne an:


Nicole Steingaß, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz im Gespräch mit Andreas Schleimer und Elfi-Gül Hollweck.
Austausch und Vernetzung beim Fachtag Post Covid in Mainz
Mehr als 200 Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen sind in Mainz zusammengekommen, um sich über das Krankheitsbild Post Covid zu informieren und auszutauschen.
Mit der Selbsthilfe Rheinland-Pfalz und Selbsthilfegruppen zum Thema Post Covid/Long Covid waren wir mit einem Informationsstand vor Ort.
In vielen guten Gesprächen haben wir über Möglichkeiten der Selbsthilfe informiert. Auch mit Nicole Steingaß, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, haben wir uns über Selbsthilfethemen ausgetauscht.
Aktuell planen wir als Selbsthilfe Rheinland-Pfalz eine Informationsveranstaltung für Betroffene und Angehörige.


Infotag: Besser leben - weiterkommen
Für alle, die gepflegt werden müssen und pflegen.
Am 14. Mai von 13 bis 17 Uhr, im Mehrgenerationenhaus Hermeskeil.
Die Pflege-Selbsthilfe der SEKIS ist mit einem Infostand vor Ort.

Fortbildungen für Gruppenleiter:innen:
Ein Schritt zu einem harmonischeren Miteinander
Die SEKIS bietet Gruppenleiter:innen die Möglichkeit, sich weiterzubilden, um das Miteinander in den Selbsthilfegruppen noch erfolgreicher zu gestalten. Im ersten Halbjahr 2025 stehen vier inspirierende Workshops zu verschiedenen Themen auf dem Programm: Im März haben Interessierte die Gelegenheit, ihr Gedächtnis unter der Anleitung einer zertifizierten Gedächtnistrainerin zu verbessern.
Ein weiterer Workshop im April widmet sich der Kommunikation in Selbsthilfegruppen. Da diese Gruppen von intensiven Gesprächen leben, wird ein erfahrener Diplom-Psychologe die Grundlagen und Techniken einer wert-schätzenden und konstruktiven Kommunikation vermitteln. Im Mai rücken zwei weitere wichtige Themen in den Fokus: „Datenschutz für Selbsthilfegruppen“, ein Workshop mit einer Datenschutzbeauftragten, und „Gruppenleitung sein - Teilnehmer:in bleiben“. Oft übernehmen Gruppenleitungen die Moderation und Organisation der Selbsthilfegruppe, wobei die eigenen Bedürfnisse leicht in den Hintergrund geraten.
Eine erfahrene Diplom-Sozialpädagogin und Coach
wird Wege aufzeigen, wie man trotz der besonderen Verantwortung aktiv und erfüllt an der Gruppe
teilnehmen kann.
Die Teilnahme an den Fortbildungen ist kostenfrei.

Seelische Gesundheit im Blick 2025 – Das erste Halbjahr
Auch in diesem Jahr lädt die SEKIS all diejenigen ein, die sich persönlich weiterentwickeln möchten.
Die Veranstaltungsreihe „Seelische Gesundheit im Blick 2025“ verspricht eine Fülle an inspirierenden Workshops und eine bewegende Lesung. Im März steht ein Workshop zur Stärkung der eigenen Resilienz auf dem Programm.
Hier lernen die Teilnehmer*innen, ihre innere Widerstandskraft zu festigen und effektive Strategien zur Stressbewältigung anzuwenden. Im April geht es um das Thema „Mental Load“ – den vielfältigen Anforderungen des Alltags und wie man diese besser managen kann.
Im Mai lädt die SEKIS zu einer Schreibwerkstatt ein, in der die Teilnehmer*innen lernen, durch das Schreiben einen sicheren Raum für ihre Gefühle und Gedanken zu schaffen. Ein weiteres Highlight der Reihe ist die Lesung „Die Gedanken sind Blei“, in der eine Autorin eindrucksvoll schildert, wie es sich anfühlt, wenn die Depression an die Tür klopft.
Die Veranstaltungen sind offen für alle, die sich für Selbstfürsorge und psychische Gesundheit interessieren.
Die Teilnahme ist kostenfrei.





Menschen begleiten und Gemeinschaft stiften: Für diese abwechslungsreiche Aufgabe im Ehrenamt bieten die Kontaktbüros PflegeSelbsthilfe in Rheinland-Pfalz freie Plätze im Team und eine kostenfreie Schulung zum
„In-Gang-Setzer©“.
Angesprochen sind aktive Menschen aus den Beratungsgebieten der Kontaktbüros PflegeSelbsthilfe in Rheinland-Pfalz. Wie gelingt der fruchtbare Austausch in Gruppen? Wie finden Menschen zusammen um sich gegenseitig zu helfen? Unter professioneller Anleitung lernen Teilnehmende die Werkzeuge für gelingende Gruppenprozesse kennen und begleiten Selbsthilfegruppen bei der Gründung in der Kennenlern- und Findungs-phase. Mit Abschluss der Schulung erhalten sie ein Zertifikat.
Schulungstermine 2025 sind jeweils freitags und samstags: 26. und 27. September, 24. und 25. Oktober sowie am 14. und 15. November.
Weitere Informationen über die Kontaktbüros PflegeSelbsthilfe in Rheinland-Pfalz:


5
Nicole Steingaß ist Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz. Foto: ©MWG/Werner-Hohensee
Fünf Fragen an…
NICOLE STEINGAß
Seit Juli 2024 ist sie Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit und zuständig für den Bereich Gesundheit.
Liebe Frau Steingaß, was sind die Aufgaben einer Staatssekretärin?
Eine Staatssekretärin ist die Amtschefin eines Ministeriums und koordiniert in Abstimmung mit dem Minister die inhaltlichen und organisatorischen Abläufe. Sie ist die direkte und ständige Vertreterin des Ministers. Gemeinsam mit den ihr unterstehenden Abteilungen leitet sie die Verwaltungsprozesse, steuert die Tätigkeiten und Ziele des Ministeriums und sorgt für einen geordneten Dienstbetrieb.
Welche drei Worte fallen Ihnen spontan zum Thema Selbsthilfegruppen ein?
Unterstützung, Verständnis und Mut.
Welche Erfahrungen haben Sie persönlich oder beruflich mit Selbsthilfegruppen gemacht, und wie haben diese Ihr Verständnis für die Bedürfnisse der Betroffenen beeinflusst?
Die Arbeit der Selbsthilfegruppen für das Gesundheitswesen ist vielfältig und von großem Wert. Sie sind fester Bestandteil des medizinischen Gesamtkonzeptes und aus dem Versorgungsspektrum nicht mehr wegzudenken. Neben der beratenden Funktion sind die emotionale Verbundenheit mit den Betroffenen und die gegenseitige Unterstützung sehr hilfreich. Ich schätze die KISS-Koordinationsstellen und die Selbsthilfegruppen als wichtige und kompetente Ansprechpartner für das Land, für Betroffene und ihre Angehörigen. Bereits in meiner Zeit als Staatssekretärin im Innenministerium konnte ich sehr positive Erfahrungen mit einer gut aufgestellten Selbsthilfe machen. So hat die Landesregierung im Rahmen des Wiederaufbaus im Ahrtal verschiedene Unterstütz-ungsangebote, auch der Selbsthilfe, zur Bewältigung der traumatischen Erlebnisse auf den Weg gebracht. Die Unterstützungsstrukturen der Selbsthilfe geben Halt, können den Blickwinkel auf Probleme ändern und beim Erarbeiten von Lösungen unterstützen.
Wie können Selbsthilfegruppen noch besser in das Gesundheitssystem integriert werden?
Steingaß: Die KISS-Kontaktstellen und Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz sind bereits heute ein fester Bestandteil des Gesundheitswesens und ein bedeutender Kooperationspartner in der Gesundheitsversorgung. Selbsthilfe lebt davon, dass Menschen anderen Menschen helfen, Menschen sich gegenseitig unterstützen und begleiten. Um die vielfältigen Angebote noch sichtbarer zu machen, gibt es beispielsweise den jährlich wiederkehrenden Tag der Selbsthilfe. Aktionstage dieser Art bieten die Möglichkeit, die vielen Angebote sichtbar und die positiven Wirkungen der Selbsthilfe noch bekannter zu machen.
Wie fördert das Land Rheinland-Pfalz die Selbsthilfe?
Steingaß: Die rheinland-pfälzische Landesregierung unterstützt die gesundheitsbezogene Selbsthilfe seit vielen Jahren ideell, strukturell und finanziell. Allein in 2025 wird die gesundheitsbezogene Selbsthilfe durch das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit insgesamt mit über 190.000 Euro gefördert.
Nicole Steingaß ist Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz. Foto: ©MWG/Werner-Hohensee

Fit-Tipp
Aus der AOK-KochWerkstatt: Energiekugeln
Zutaten für 1 Person
1/2 Bio-Orange
3 EL zarte Haferflocken
50 g getrocknete Datteln
80 g getrocknete Apfelringe
100 g Walnusskerne
1 Messerspitze Zimt
30 g gehackte Mandeln
Zubereitung: Von der Orange etwas Schale abreiben (1/2 TL), den Saft der Orange auspressen. Haferflocken, Datteln, Apfelringe, Walnusskerne, Zimt, geriebene Orangenschale und 3-4 EL Orangensaft in 2 Etappen mit einem leistungsstarken Pürierstab zu einer guten formbaren Masse zerkleinern. Hände anfeuchten und aus der Masse 12 Kugeln formen, anschließend in den gehackten Mandeln wälzen. Vor dem Verzehr ca. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Zubereitungszeit ca. 25 Minuten
Guten Appetit!

Notbox für die Psyche
Wo finde ich in einer Krise Hilfe?
Hier finden Sie Notrufnummern und Notrufadressen:
Das PsychoNavi Rheinland-Pfalz führt Sie durch Hilfsangebote in Krisensituationen:

Dr. rer. nat. Susanne Relke, M.Sc., forschte zu Selbsthilfegruppen. Foto: privat
Schon gewusst?
Selbsthilfegruppen:
Ein unterschätztes medizinisches Wundermittel
Eine Studie zeigt, wie soziale Verbundenheit das Wohlbefinden steigert und mehr Kontrolle über das Leben zurückgibt. Erfahren Sie, warum eine Psychologin in Gruppen ein unterschätztes medizinisches Wundermittel sieht.
Menschen, die sich stark mit anderen verbunden fühlen, sind gesünder, glücklicher und leben länger. Diesen Effekt nennt die sozialpsychologische Forschung „social cure" (soziales Heilmittel). Psychologin Susanne Relke erklärt, dass soziale Verbundenheit nicht nur in Freundschaften oder Familien, sondern auch in weiter gefassten sozialen Gruppen wie Vereinen oder Selbsthilfegruppen positive Auswirkungen haben kann.
Viele Studien zeigen, dass eine starke Identifikation mit einer sozialen Gruppe das Wohlbefinden erhöht. Diesen Effekt nutzen klinische Settings bereits in Gruppentherapien und Selbsthilfegruppen. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Leipzig untersuchte Relke, ob der Social-Cure-Effekt auch mit der Wahrnehmung von Kontrolle zusammenhängt. Denn Menschen, die ihr Leben als kontrollierbar empfinden, berichten von höherem Wohlbefinden. Besonders bei chronischen Erkrankungen wie Krebs erleben viele Betroffene einen Kontrollverlust. Selbsthilfegruppen können helfen, dieses Gefühl der Kontrolle wiederzuerlangen, doch zwei Kriterien müssen erfüllt sein.
Wenige Monate nach Beginn der Pandemie führte Relkes Arbeitsgruppe eine Online-Befragung durch. Rund 300 Personen aus fast 130 Selbsthilfegruppen und mit ver-schiedenen Krebserkrankungen nahmen daran teil. Die Befragten gaben an, wie sehr sie sich von einer möglichen Corona-Infektion bedroht fühlten, welche Auswirkungen
die Schutzmaßnahmen auf sie und ihre Selbsthilfegruppe hatten und wie viel Kontrolle sie in ihrem Leben wahrnahmen.
Zu diesem Zeitpunkt hielten die meisten Selbsthilfegruppen telefonisch oder digital Kontakt, einige Gruppen trafen sich im Freien. Unter anderem kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass trotz der Umstände und fehlender Treffen sich der Großteil stark mit der Selbsthilfegruppe verbunden fühlte und die Gruppe als zielorientiert und aktiv empfand.
Die Befragung zeigte ebenfalls, dass jene Mitglieder, die sich stark mit ihrer Selbsthilfegruppe verbunden fühlten, mehr Kontrolle in ihrem Leben wahrnahmen und zufriedener waren. Dieser Zusammenhang bestand jedoch nur, wenn die Mitglieder ihre Gruppe als zielorientiert und handlungsfähig wahrnahmen. Andernfalls trug die Selbsthilfegruppe nicht zur Lebenszufriedenheit bei.
Die wesentliche Schlussfolgerung lautet: Selbsthilfegruppen sind eine wertvolle psychologische Ressource, besonders dann, wenn man sich als Einzelperson machtlos fühlt. Sie fördern das Gefühl von Kontrolle und erhöhen dadurch die Lebenszufriedenheit. Psychologin Susanne Relke sagt, soziale Gruppen seien ein unterschätztes medizinisches Wundermittel für Seele, Geist und Körper.
Dr. rer. nat. Susanne Relke , M.Sc, forschte an der Universität Leipzig am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie, Abteilung Sozialpsychologie.

Neustarter Gruppengründungen




bereich kiss mainz
„Akzeptanz im sicheren Raum“
Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen, Mainz.
ADHS
Selbsthilfegruppe für Betroffene Erwachsene mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Bad Kreuznach.
Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige
Mainz.
SchmerzLOS Selbsthilfegruppe Mainz
Wege aus der Schmerzfalle.
Angehörige von bipolaren Partnern Selbsthilfegruppe Mainz und Umgebung
CRPS Komplexes Regionales Schmerz-Syndrom Landkreis Kaiserslautern
Selbsthilfegruppe Depression Ingelheim

Bereich WeKISS
„Selbsthilfegruppe Rede-Frei“
Für Männer, die in Kindheit oder Jugend sexuell missbraucht wurden, Montabaur.
„Zusammen“
Für alleinlebende, ältere Menschen (um die 55 Jahre) mit psychischen Erkrankungen, Westerburg.
Gesprächskreis für pflegende Angehörige
Kirchen (Sieg)
Selbsthilfegruppe Polyneuropathie
Ahrweiler.
Selbsthilfegruppe Psychose
Koblenz.
Selbsthilfegruppe luctus coetus (Trauer)
Westerwald.
Angehörigengesprächskreis Demenz
Diez.
Bereich sekis
„Angststörung und Panik - Zurück in ein neues Leben“
Für Menschen mit Angststörungen und/oder Depressionen, Gerolstein.
„ADHS bei Erwachsenen“
Zwei Gruppen für Erwachsene mit ADHS-Diagnose, Trier.
„Selbsthilfegruppe Infantile Cerebralparese (ICP)“
Für Menschen mit ICP, die mit Spastik-Herausforderungen kämpfen, online oder Trier.
„Clean’n’Clear“
Für Menschen mit Suchtproblemen, Eifelkreis.
„Selbsthilfegruppe Schizophrenie mit Suchtkomorbidität“
Für Menschen mit der Diagnose Schizophrenie und Suchterkrankung, Hermeskeil.
„Self love“
Für Menschen mit Depressionen und/oder ADHS,
die lernen wollen, ihre Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen, Prüm.
„Die Insel - ein Zufluchtsort inmitten der Wellen“
Für Menschen mit Ängsten, Depressionen und Panikattacken, Gerolstein.
„Verlassene Eltern“
Für Eltern, deren Kinder den Kontakt abgebrochen haben, Trier.
„Hope“
Für Menschen mit Alkoholabhängigkeit, Bitburg.
„Selbsthilfegruppe Depression“
Neuerburg.
„Angst und Psychosomatik“
Für Menschen mit somatoformen Störungen, Trier.
„Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und Angehörige“
Saarburg.
„Selbsthilfegruppe für Stotterer und Angehörige“
Prüm.
„Alpha-1-Antitrypsinmangel“
Für Menschen mit einer genetisch bedingten Erkrankung, bei der sowohl die Lunge, als auch die Leber betroffen sind.
bereich kiss pfalz
„AGUS Selbsthilfegruppe“
Für Menschen, die einen geliebten Menschen durch Suizid verloren haben, Zweibrücken.
Kurz und einfach erklärt:
Eine Depression
Eine Depression ist eine ernste Krankheit. Viele Menschen bekommen im Laufe ihres Lebens einmal eine Depression. Eine Depression kann sich ganz unterschiedlich zeigen und hat nichts mit schlechter Laune zu tun. Schlechte Laune hat jeder einmal. Und schlechte Laune geht irgendwann wieder vorbei. Bei einer Depression ist es aber so:
Die Symptome gehen meistens nicht von alleine wieder weg. Die Symptome kommen manchmal wieder. Die Symptome können sehr lange da sein. Die Symptome können ohne Behandlung noch schlimmer werden. Die Depression muss von Fachleuten behandelt werden.
Das Gute ist: Eine Depression kann man meistens gut behandeln.
Aus der Broschüre „Depression verstehen“ in Einfacher Sprache.

Niklas Mitterle unterstützt Selbsthilfegruppen bei Fragen rund um die Öffentlichkeitsarbeit.
Wir und die Medien
Medienkompetenz erhöhen
Im digitalen Wandel Schritt zu halten, ist nicht leicht.
Er birgt Chancen und Herausforderungen. Die Initiative „Medienkompetenz erhöhen“ unterstützt Selbsthilfeaktive dabei, diese Chancen zu nutzen und neue Möglichkeiten
zu entdecken. Deshalb bieten wir Workshops und Sprechstunden an.

Neue Workshops im Frühjahr:
Social-Media-Posts mit Canva gestalten
In diesem Workshop lernen Selbsthilfeaktive, wie sie mit dem Gestaltungsprogramm Canva ansprechende Social-Media-Posts für ihre Gruppen erstellen und so Aufmerksamkeit gewinnen können.


Werbung für unsere Gruppe über Soziale Medien
Wie erreicht die Selbsthilfegruppe mehr Menschen über Soziale Medien? In diesem Workshop lernen Selbsthilfeaktive die Unterschiede zwischen Plattformen wie Facebook und Instagram kennen. Und sie erfahren, welche Themen und Formate sich für Selbsthilfegruppen eignen und wie setzen Sie sich realistische Ziele setzen.

Die neue Sprechstunde ist da!
Manche Dinge bespricht man am besten persönlich! Deshalb bieten wir die “Medienkompetenz-Sprechstunde” für Selbsthilfeaktive in Rheinland-Pfalz an.
Hier beantworten wir Ihre Fragen zu digitalen Medien in der Selbsthilfe.
Sie erreichen uns jeden ersten Mittwoch im Monat von 12.30 bis 13.30 Uhr und von 16.30 bis 17.00 Uhr unter 06131 9723660.
Weitere Informationen finden Sie unter selbsthilfe-rlp. de/medienkompetenz. Dort können Sie sich auch zu den Workshops anmelden.
Förderer: Die Initiative „Medienkompetenz erhöhen“ in der Selbsthilfe Rheinland-Pfalz wird im Rahmen der GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe Rheinland-Pfalz von den gesetzlichen Krankenkassen und ihren Verbänden finanziert.

selten

Tag der Seltenen Erkrankungen
Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Mainz, Nino Haase, fand bereits zum 12. Mal der Tag der Seltenen Erkrankungen „Bewusstsein für seltene Erkrankungen schärfen“ im Haus der Jugend statt.
Als Organisatorin lud die KISS Mainz mit ihren Kooperations-partnern, der Stelle für Gesundheitsförderung der Stadt Mainz, Marek Parowicz vom Verein AHC18+ und Achse e. V. (Allianz chronischer Erkrankungen) zu dieser Ver-anstaltung ein. Ziel war es, seltene Krankheiten aus ver-schiedenen Perspektiven zu betrachten und sich über neue Entwicklungen in der Behand-lung und Unterstützung Betroffener zu informieren.
Die Veranstaltung ermöglichte Betroffenen, Interessierten und Angehörigen sich auszu-tauschen, sich zu vernetzen und Informationen über seltene Erkrankungen zu erhalten.
informativ

Teil der Gesundheitsmesse Bad Marienberg
Auch in diesem Jahr war die WeKISS wieder mit einem Infostand bei der gut besuchten Gesundheitsmesse in Bad Marienberg vertreten. Zahlreiche Besucher*innen informierten sich über die Möglichkeiten der Selbsthilfe und die Selbsthilfe-gruppen in der Region.

Das war...
Spannendes Schulprojekt mit Selbsthilfegruppen
Im Juni vergangenen Jahres startete in der Fachoberschule an der Rochus Realschule plus Bingen bereits der elfte Durchlauf des Projekts „Voneinander lernen - sich und andere stark machen: Selbsthilfegruppen in und um Bingen“ in Kooperation mit der KISS Mainz.
Die Klasse 12 Gesundheit und Soziales (GuS) der Rochus-Realschule plus mit Fachoberschule in Bingen gründete in einem Tagesworkshop mithilfe der KISS Mainz eine Selbsthilfegruppe. Später besuchten die Schüler*innen in Kleingruppen bestehende Selbsthilfegruppen, um Selbst-hilfeaktive und die Wirksamkeit einer Selbsthilfegruppe kennen-zulernen. Im Januar dieses Jahres präsentierten die Schüler*innen dann Ihre informativen und bewegten Berichte über die gemachten Erfahrungen.
Das Projekt dient seit 2013 der Verbesserung und Intensivierung der Akzeptanz für die Heraus-forderungen von Erkrankten seitens nicht betroffener Menschen. Nicht nur Jugendliche, sondern viele Menschen wissen oft nicht um die wertvolle Arbeit, welche in den vielen Selbsthilfegruppen des Landes geleistet wird.
So waren die Schüler*innen dieser Fachoberschulklasse sensibilisiert und neugierig, mehr über Selbsthilfegruppen und deren Zusammenarbeit mit der KISS Mainz zu erfahren.
Spannend

Vielen Dank fürs Lesen und bis zur nächsten Ausgabe!
Lob, Kritik, Ideen?
Wir freuen uns über Feedback und Vorschläge per E-Mail an info@selbsthilfe-rlp.de

Hinter der Selbsthilfe Rheinland-Pfalz stehen die vier Selbsthilfekontaktstellen in Rheinland-Pfalz:



